Das trockene Auge

Tränen sind lebenswichtig für unsere Augen!

Weinen aus Kummer oder Freude ist natürlich nicht gemeint.

Es gibt unterschiedliche Arten von Tränen:

  • Tränen, die durch Gefühle hervorgerufen werden
  • Tränen, die durch Reizungen des Auges ausgelöst werden
  • Tränen, die mit Weinen gar nichts zu tun haben

Diese Tränen bilden den Tränenfilm indem sie fortwährend in wohldosierten kleinen Mengen fließen . Mit jedem Lidschlag wird das Auge ständig benetzt und die Tränen gleichmäßig über die Oberfläche des Augapfels verteilt. Die Hornhaut wäre ohne Tränenfilm zum klaren Sehen ungeeignet, genau wie eine unpolierte Linse.

Der Tränenfilm erfüllt aber auch noch weitere wichtige Aufgaben. Durch ihn wird das Auge vor dem Austrocknen bewahrt und er versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff. Dieser trägt entscheidend zur Ernährung der Hornhaut bei. Das Auge vor Infektionen geschützt, da der Tränenfilm keimtötende Substanzen enthält und kleine Verunreinigungen fortspült.

Woraus besteht der Tränenfilm?

Auf der Hornhaut liegt der (praecorneale) Tränenfilm. Dieser setzt sich aus drei unterschiedlichen Schichten zusammen deren Substanzen und Aufgaben fein aufeinander abgestimmt sind.

Die äußere fetthaltige Schicht (Lipidschicht) wird in den Lidranddrüsen (Meibom'sche Drüsen) gebildet. Sie bewirkt die glatte Oberfläche des Tränenfilms und verhindert rasches Verdunsten.

Die mittlere wässrige Schicht wird von der Tränendrüse und von kleinen über die Bindehaut verstreuten Drüsen produziert. Sie hat die Aufgabe die Oberfläche durch Abtransport von Fremdkörpern und Abfallprodukten der Gewebe zu reinigen. Auch sie führt dem Auge Sauerstoff zu. Hier werden übrigens auch jene Tränen produziert, die uns im allgemeinen als solche bekannt sind.

Die innere Schleim- oder Mucinschicht grenzt unmittelbar an die Hornhaut und wird von den Bindehautdrüsen abgesondert. Sie ist der Untergrund für die wässrige Substanz, ohne die diese gar nicht auf dem Auge haften könnte.

Gibt es in einem der drei Bereiche eine Störung, so wird die Stabilität des Tränenfilms herabgesetzt, was bedeutet das er zwischen zwei Lidschlägen früher aufreißt. Um dieses Auszugleichen müssen die Lidschläge schneller erfolgen. Der Reflex wird von dem Trockenheitsgefühl im Auge ausgelöst. Vermehrte Produktion von Reiztränen kann auch ein Symptom für das Trockene Auge sein. Die Zusammensetzung des Tränenfilms ist aus dem Gleichgewicht geraten.

Der reflektorischen Lidschlag verteilt etwa alle 5-10 Sekunden die von der Tränendrüse gebildete Tränenflüssigkeit gleichmäßig über die Augapfeloberfläche (Hornhaut und Bindehaut). Das befeuchtet und reinigt Hornhaut und Bindehautsack. Becherzellen der Bindehaut bilden das Mucin, Lidranddrüsen das Lipid.

Die Muskulatur der Lider ist so angeordnet, dass der Tränenfluss an der Kante des Unterlides von außen nach innen geleitet wird und durch die Saugwirkung des Tränenpünktchens in die ableitenden Tränenwege gelangt, die im unteren Teil der Nase münden.

Wie entsteht ein Trockenes Auge?

Mit zunehmendem Alter vermindert sich normalerweise die Tränenfilm-Produktion. Frauen sind, aufgrund der hormonellen Umstellung nach den Wechseljahren - wobei auch die Sekretbildung beeinflusst wird, stärker betroffen als Männer. Zwar kann das Trockene Auge lästige Beschwerden bereiten, jedoch besteht in diesen Fällen kein Grund zur Beunruhigung.

Anders wenn die Benetzungsstörungen des Auges in Verbindung mit Erkrankungen (besonders häufig bei chronischem Rheumatismus) auftreten. Zu diesem Krankheitsbild (dem sog. Sjögren-Syndrom) gehört neben dem Trockene Auge auch das Austrocknen des Mundes undSchluckbeschwerden.

Es ist bislang unbekannt warum die Tätigkeit der Drüsen abnimmt. Als Ursache kann unter Umständen ein hochgradiger Mangel an Vitamin A in Betracht kommen.

Bei Fehlstellungen der Lider wird der unwillkürliche, spontane Lidschlage in seiner Funktion den Tränenfilm gleichmäßig über die Hornhaut zu verteilen gestört.

Neben Verletzungen, Verätzungen oder Gesichtslähmung können auch altersbedingte Lidrand-Veränderungen (z..B. eine Umstülpung des Unterlides nach innen oder außen) zu einem solchen Funktionsverlust führen.

Umweltbelastungen und einer Reihe von Medikamenten (z.B. Psychopharmaka, Schlafmittel, Beta-Blocker zur Behandlung von Bluthochdruck oder erhöhtem Augeninnendruck aber auch einige sog. Antibabypillen) führen gerade in den letzten Jahren bei sehr vielen Patienten zu Trockenen Augen.

Bestimmte freiverkäufliche Augentropfen, die gegen das "Rote Auge" angeboten werden, verursachen besonders schwerwiegende Störungen. Zunächst verschaffen sie Linderung aufgrund ihrer abschwellenden Wirkung, verstärken aber gleichzeitig das ursächliche Leiden, da sie in der Regel Substanzen enthalten, die ein Austrocknen der Hornhaut bewirken. Die Folge ist, dass die Patienten diese Tropfen immer häufiger und immer länger anwenden und dadurch das Hornhaut-Gewebe ernsthaft schädigen.

Wie kann man das Trockene Auge behandeln?

Wie bereits gesagt können sehr viele Faktoren zu Trockenen Augen führen. Letztendlich ist es allein die Aufgabe des Augenarztes die wahre Ursache herauszufinden.

Sind Umwelteinflüsse der Grund für die Beschwerden können aber auch Sie selber schon eine Menge zur Linderung der Beschwerden beitragen:

  • Wenn Sie sich in Räumen mit Klimaanlage aufhalten, achten Sie darauf, dass die Anlage für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgt.
  • Gönnen Sie darüber hinaus Ihren Augen regelmäßig frische Luft.
  • Achten Sie beim Autofahren unbedingt darauf, dass der Strahl des Gebläses nie direkt auf Ihre Augen gerichtet ist, und öffnen Sie öfter das Fenster.
  • Rauchen - ob aktiv oder passiv - wirkt sich negativ auf die Tränenfilm-Stabilität aus.
  • Oft ist - vor allem bei Weitsichtigkeit und Astigmatismus - eine unzureichende Korrektur einer Fehlsichtigkeit die Ursache für Trockenheitsgefühl und Augenbrennen.
  • Lassen Sie Ihre Sehleistung regelmäßig überprüfen. Wenn Sie über längere Zeit Medikamente einnehmen, teilen Sie das bitte Ihrem Augenarzt mit.
  • Wenden Sie Augentropfen grundsätzlich nicht ohne ärztliche Verordnung an.

Ihr Augenarzt kann Ihnen einen Tränen-Ersatz verschreiben, wenn Ihr Tränenfilm nicht ausreicht. Allein seine Diagnose entscheidet, welches der zahlreichen Präparate für Sie am besten verträglich ist. Er verschreibt Ihnen zur Behandlung der schweren Verlaufsformen des Trockenen Auges (wie z.B. bei Sjögren-Syndrom) die entsprechenden Spezialpräparate.

Kann man bei einem Trockenen Auge Kontaktlinsen tragen?

In vielen Fällen besteht, mit Hilfe geeigneter Nachbenetzungstropfen (Tränenersatzmittel), die Möglichkeit Kontaktlinsen zu tragen. Es ist jedoch ratsam dieses nicht den ganzen Tag über zu tun, sondern nur bei bestimmten Gelegenheiten (z.B. beim Sport) und ansonsten eine Brille zu tragen.

Fragen Sie bei Benetzungsstörungen unbedingt Ihren Augenarzt, ob Kontaktlinsen für Sie verträglich sind. Auch die Entscheidung für harte oder weiche Linsen sollten Sie ihm überlassen, den nur der Augenarzt vermag aufgrund seiner Untersuchungen zu sagen, welches Material Ihre Augen vertragen.

Keine Augenkrankheit ist so harmlos, dass man sie selbst behandeln kann. Ihr Augenarzt nimmt ihre Beschwerden ernst und hat immer Zeit für Sie.

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